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Unterstützung der Nationalpolizei in Madrid
Internationaler Einsatz in Madrid
Dennis Paffrath vom LAFP NRW auf europäischer Streife mit Kolleginnen und Kollegen im Herzen der spanischen Metropole.
LAFP NRW

Im Jahr 2021 hatte ich mich erstmals um eine Verwendung im Rahmen der Europäischen Kommissariate in Spanien beworben. Nachdem ich das Auswahlverfahren beim Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen und das Telefoninterview mit der spanischen Botschaft absolviert hatte, erhielt ich die Chance, zwei Wochen an die Costa del Sol zu reisen. In Malaga lernte ich eine völlig andere Polizei kennen und traf auf eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen, von denen ich einige sogar als Freunde zurückließ.

Da mich die Erlebnisse des vergangenen Einsatzes sowohl persönlich als auch dienstlich sehr nachhaltig geprägt haben, zögerte ich keine Sekunde mit einer erneuten Bewerbung, als im April 2022 die Ausschreibung für eine polizeiliche Verwendung in Spanien veröffentlicht wurde. Schlussendlich erhielt ich die Zusage für die Unterstützung der Nationalpolizei in Madrid.

Meine Abreise vom Flughafen Düsseldorf gestaltete sich problemlos. In Madrid angekommen, erwartete mich auf der Gangway des Flugzeugs eine Kollegin der Cooperacion Internacional.

Sie begleitete mich durch die Flughafenkontrollen und checkte mich in jenem Hotel ein, in dem auch die Kolleginnen und Kollegen aus dem europäischen Ausland untergebracht waren. Mit ihnen würde ich gemeinsam Dienst versehen. Ich lernte also Jose aus Portugal, Angelo aus Italien und David aus Frankreich kennen. Noch am Nachmittag des gleichen Tages wurden wir zur Comisaria de Policia Madrid Retiro gefahren. Hier wurde uns ein persönlicher Spind zugewiesen, den wir mit Stolz und aufkommenden Glücksgefühlen einräumten. Jetzt konnte es endlich losgehen! Wir alle vier bemerkten schnell, dass wir uns auf einer gemeinsamen Wellenlänge bewegten. Wir tauschten uns nicht nur fortlaufend intensiv über dienstliche und private Belange aus, sondern verbrachten nahezu die komplette Freizeit miteinander.

Zum Dienstantritt am Folgetag wurden wir von der gesamten polizeilichen Führung der Behörde sowie von der Leitung der Internationalen Kooperation in Madrid begrüßt. Der Empfang im festlichen Rahmen war einerseits recht förmlich, andererseits zugleich angenehm und herzlich. Der Behördenleiter äußerte im Rahmen seiner Begrüßung den Wunsch, dass wir uns nicht nur als Gäste willkommen, sondern ebenso wie Policias Nacionales, als Teil der Familie fühlen sollten.

Die kommenden Arbeitstage absolvierten wir im Schichtbetrieb, überwiegend im Früh- und Spätdienst. Wir wurden in Zweierteams eingeteilt, und arbeiteten auf den Wachen Retiro und Centro im Bereich der Innenstadt. Eine Dienstgruppe in der Wache Centro ist dabei vergleichsweise groß und besteht aus ca. 75 Kolleginnen und Kollegen. In der einsatzfreien Zeit patrouillierten wir im Polizeimannschaftswagen durch die Straßen Madrids. Dabei verweilten wir immer wieder an bekannten und belebten Touristenattraktionen wie dem imposanten Königspalast, der Plaza del Sol, der Plaza Mayor oder dem Retiro Park. Dort stiegen wir aus und zeigten polizeiliche Präsenz. Regelmäßig sprachen uns Bürgerinnen und Bürger auf unsere Tätigkeit als ausländische Polizistinnen und Polizisten in Spanien an. Viele Einheimische und Touristen unterschieden nicht zwischen den einheimischen Kolleginnen und Kollegen und uns, und baten uns ebenso um Informationen wie sie es bei unserem spanischen Pendant taten.

Die Resonanz der Urlauber und Ansässigen auf die Anwesenheit ausländischer Polizistinnen und Polizisten war durchweg positiv. Einige Menschen bedankten sich sogar persönlich für unseren Einsatz. Andere wiederum passierten uns und bekundeten uns durch einen „Daumen hoch“ ihre entgegengebrachte Sympathie. Kam es zu wachdiensttypischen Einsätzen, so agierten wir ausländischen Unterstützerinnen und Unterstützer in der Regel lediglich im Hintergrund, wurden jedoch zuzeiten auch in Durchsuchungsmaßnahmen und Ähnliches eingebunden.

 

Zwei Highlights prägten meinen Aufenthalt auf besondere Art und Weise.

In der ersten Woche meines Einsatzes fand in Madrid der diesjährige NATO-Gipfel statt. Die Stadt glich einer Festung. Es waren unbeschreiblich viele Einsatzkräfte und Fahrzeuge der unterschiedlichen polizeilichen und zivilen Einheiten vor Ort, die sich u. a. aus Policia Nacional, Policia Local, Guardia Civil sowie dem persönlichen Sicherheitspersonal der Teilnehmenden zusammenstellte. Allein der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika reiste mit einer Kolonne aus über 40 Fahrzeugen an und der Eingangsbereich seines Hotels wurde von einer großen Anzahl von Spezialkräften gesichert. Der Verkehr in der Innenstadt kam auf Grund der weiträumigen Absperrungen nahezu zum Erliegen, die Straßen wurden mit Panzern abgeriegelt und über dem Zentrum kreisten mehrere Hubschrauber. Auch wenn die Atmosphäre im gesamten Stadtgebiet recht angespannt war, verlief das dreitägige Gipfeltreffen ohne nennenswerte polizeiliche Zwischenfälle, so dass das Sicherheitskonzept aufgegangen erschien.

Am Tag nach dem Einsatz sprach mich eine ältere Dame vor der Dienststelle an und bedankte sich bei mir persönlich für den Einsatz. „Ihre“ Polizei hätte Blutvergießen auf den Straßen Madrids verhindert und „ihre“ Polizei hätte sie beschützt. Dieses Gespräch beeindruckte mich zutiefst.

Kurz vor Ende meines Einsatzes in der spanischen Hauptstadt feierten die Madrilenen das Regenbogenfest „Madrid Orgullo“. Es handelt sich dabei um eines der weltweit größten Feste der LGBTQIA+ Bewegung. In der Stadt hielten sich bis zu zweieinhalb Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von farbenfrohen Paraden, Konzerten, Autokorsos, etc. auf. Das Zentrum der Stadt glich einem Festivalgelände. Überall wurde gefeiert, getanzt, gelacht - rund um die Uhr, drei Tage lang.

Die Festlichkeiten wurden abermals von einem massiven Polizeieinsatz begleitet. Höhepunkt der dienstlichen Aktivtäten war der samstägliche Nachtdienst, den wir zu Beginn uniformiert und später in ziviler Kleidung absolvierten. Bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius gingen und liefen wir geschätzte 25 Kilometer quer durch die Stadt. Zweck unseres Einsatzes waren zunächst die reine Präsenz und Ansprechbarkeit, später jedoch auch Erste Hilfe- und Absperrmaßnahmen sowie die Ahndung von Betäubungsmitteldelikten.

Es waren drei intensive und, aufgrund des heißen Klimas, auch drei sehr fordernde Wochen in Madrid. Wir wurden in dieser Zeit nicht nur in den täglichen Dienst integriert, sondern verbrachten nebenbei auch viel Freizeit mit den Kolleginnen und Kollegen der spanischen Dienststellen. Die Zusammenarbeit mit der Polizei aus Südeuropa hat mich intensiv geprägt und ich werde erneut lange von den gemachten Erfahrungen zehren.

Das Ziel des Programms „Europäische Kommissariate“ wurde im Rahmen dieses internationalen Einsatzes erreicht. Die Zusammenarbeit europäischer Polizeien, die Ansprechbarkeit für deutsche Urlauber im Ausland sowie die wahrgenommene polizeiliche Präsenz vor Ort sind wichtige Aspekte, die es auch in Zukunft gilt, voranzutreiben und aktiv zu leben.

Für mich steht fest - ich werde mich auch zukünftig um eine Verwendung im Rahmen der Europäischen Kommissariate bewerben!

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